Und so werden wir Läufer zu Königen…

Ein Mix aus Tradition und Trend sowie ein Streckenverlauf, der ausschließlich läuferisch überwunden werden kann. Das erwartete die Teilnehmer des Helbing King of Cross in Mühlberg.

Seit August habe ich mich, gemeinsam mit vier weiteren Läufern und unserem Trainer Chris, aus der Prana Sportslounge, auf den KOC vorbereitet. Jeden Donnerstag wurden wir Berge hinauf gejagt, durch straffe Workouts gequält und die Männer sogar ins kalte Wasser getrieben. Es war eine harte, aber sehr effektive Vorbereitung, in netter Gesellschaft.

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Leider hat es mich knapp zwei Wochen vor dem KOC entschärft. Mein rechter Oberschenkel hat dicht gemacht, wo er nur dicht machen konnte. Von den Adduktoren, über den M. quadriceps femoris und den M. Sartorius bis zum Knie. Der Schmerz kam von überall und strahlte auch in alle Richtungen aus. Jeden Tag hoffte ich, dass eine Besserung eintreten wird. Leider nützte alles nichts – weder die Physiotherapie noch die unzähligen Tapes, die es richten sollten. Der tägliche Stress und die geringe Zeit zur Regeneration begünstigten die Schmerzen offensichtlich und hinderten den Heilungsprozess. So musste ich mich dann schweren Herzens zwei Tage vor dem King of Cross entscheiden, nicht zu laufen.

Ich wusste aber, dass für die Absicherung der Strecke noch Helfer gesucht werden. Also meldete ich mich noch kurzfristig beim Orga-Team und war damit wenigstens ein kleiner Teil der Bewegung.

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Wie so oft in den letzten Wochen, machte ich mich gemeinsam mit den Jungs der Stiftung Wadentest auf den Weg nach Mühlberg. Dort traf ich auch zwei Klassenkameraden, mit denen ich die 16 Kilometer gemeinsam in Angriff nehmen wollte. Leider musste ich nun auch den beiden absagen, freute mich aber riesig, dass sie sich entschieden Werbung für meinen Blog zu laufen.

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Nachdem ich mir meine Startnummer geholt hatte, trennte ich mich von den Jungs und machte mich auf den Weg zu Streckeneinteilung. Es war schon ein seltsames Gefühl. Doch was soll es…an diesem Tag wechselte ich einmal die Perspektive. Und das kann ja eigentlich nie schaden.
Die anderen Helfer wussten bereits, an welchen Stellen sie eingesetzt werden. Nun erfuhr auch ich, wo ich die nächsten Stunden stehen werde. Mensch, hatte ich ein Glück. Ich war, gemeinsam mit einem Mädel, vor dem ersten und hinter dem letzten Hindernis eingeteilt. Unsere Aufgabe war es, die Läufer, die nur eine Runde drehten ins Ziel und alle anderen in die zweite Runde zu schicken. Nun ja, das bekommen wir schon hin.

Knapp eine Stunde später hörten wir dann den Startschuss. Es dauerte nicht lange und die 8-Kilometer-Läufer flitzten an uns vorbei. Unter ihnen auch Marcel von der Stiftung Wadentest, dem ich noch viel Glück wünschen konnte. Etwa 20 Minuten später hörten wir dann auch schon den zweiten Startschuss. Nun waren auch die 16-Kilometer-Läufer auf der Strecke. Unter ihnen auch Marvin und Phillip. Obwohl diese Teilnehmer weiter laufen mussten, wirkten sie wesentlich schneller. Ratz fatz hatten sie das erste Hindernis überwunden und wir sahen sie nur noch von hinten. Eine Menschenschlange, die sich den Berg hinauf schlängelte.

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Wir nutzen die Zeit und machten uns einen Plan, wie wir die Läufer am Besten in die richtige Richtung weisen konnten. Eigentlich erkannte man an der Startnummer ob die Teilnehmer eine oder zwei Runden laufen müssen. Allerdings konnte man sich darauf nicht wirklich verlassen, denn der ein oder andere hat sich an diesem Tag noch umgemeldet und die Strecke gewechselt.

4Es dauerte auch wirklich nicht lang und der erste Läufer kam mit deutlichen Vorsprung auf uns zu. Es war Kenneth, der nach 38:15 Minuten die Ziellinie überquerte und seinen Titel damit erfolgreich verteidigen konnte. Wenn ich ehrlich bin, dann sah er mega entspannt aus, als er an uns vorbei lief. Ihn kenne ich auch noch vom Training in der Lounge. Ein sehr sympathischer Läufer, der seine guten Leistungen nicht gleich jedem auf´s Brot schmiert. Er hatte, geschätzt, knapp 100 Meter Vorsprung. Ihm folgten dann einige bekannte Gesichter. Unter anderem Nils Schumann. Aber auch Micha (einer der Jungs aus der Laufgruppe) schaffte es unter die Top 20. In seiner AK, die ich jetzt nicht verraten werden 😉 , landete er sogar auf Platz eins. Und wieder einmal zeigte sich, wie wichtig das richtige Training ist.
Ich weiß nicht wie viel später, aber es erschien uns gar nicht so lang, kamen dann auch schon die ersten Läufer auf uns zu, die wir in die zweite Runde schicken mussten. Jetzt mussten wir uns alle Mühe geben, die Massen richtig einzuteilen. Als Läuferin weiß ich selbst sehr gut, dass man nicht immer gleich wahrnimmt, was einem vom Streckenrand zugerufen wird. Und so mussten wir teilweise sehr laut und sehr oft mitteilen, dass es genau an dieser Stelle, an der ich stand, in die zweite Runde ging.

Hin und wieder erkannte ich bekannte Gesichter. Diese bekamen von mir gleich ordentlich was auf die Ohren. Der arme Daniel…er wollte doch einfach nur gemütlich ins Ziel. Ankommen, war sein Ziel. Nun ja, nicht mit mir. Etwa 300 Meter vor dem Ziel zu gehen – das gibt es bei mir nicht. Und das musste sich Daniel dann leider auch anhören. Aber immerhin ist er dann wieder gelaufen J

Es gab auch eine Teilnehmerin, die gerade ins Ziel abbiegen wollte, als ich anhand ihrer Startnummer erkannte, dass sie sich ursprünglich für die 16 Kilometer gemeldet hatte. Nachdem ich sie fragte was los sei und sie mir erklärte, dass sie keine Lust mehr hat und das Ganze einfach nur noch beenden möchte, durfte auch sie sich eine schöne Predigt anhören. Und siehe da, als ich fertig war entschloss sie sich, die zweite Runde in Angriff zu nehmen.

Ich sah auch Marvin und Phillip, die immer noch mit ihrer kompletten Gruppe unterwegs waren. Es wurde niemand zurückgelassen. Und so kamen sie nach der zweiten Runde immer noch in derselben Zusammensetzung an mir vorbei, wie am Anfang und nach der ersten Runde auch. Sehr geil. Ich freute mich auch, als ich Marvin sah, wie er das Fitness-Mama-Shirt vor die Kameras hielt. Super, besser hätte ich es nicht hinbekommen.

600 Läufer wollen erstmal in die richtige Richtung gewiesen werden…

Ich hatte also durchweg zu tun. Ich war Motivator, kleiner Oragnisator, Nervensäge und für den ein oder anderen auch die perfekte Gelegenheit, sich ein wenig „Liebe“ abzuholen. Und genau aus diesem Grund sah ich am Ende auch aus, als wäre ich selbst mitgelaufen.

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Auch wenn ich jeden einzelnen Läufer beneidete, der an mir vorbeilief, hatte ich auch so wirklich viel Spaß und ich war dabei. Ich war auf der Strecke, wenn auch nicht als Queen 🙂

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