30. München-Marathon EIN GELUNGENES EXPERIMENT

Zwei Wochen nach dem Berlin-Marathon war es wieder so weit. Zeit für den nächsten 42er 🙂 Und dieses Mal bitte mit neuer persönlicher Bestzeit. Das war der Plan, mein Plan.

„Du musst doch verrückt sein!“, „Wie kannst du das deinem Körper nur antun?“, „Sportliche Herausforderung!“, „Es ist einfach nur irre, zwei Marathons in zwei Wochen zu laufen!“ …so kritisch waren die meisten Freunde, Kollegen, Trainer und Verwandte, nachdem ich ihnen von meiner Idee erzählte, den Berlin-Marathon als Vorbereitungslauf zu sehen, um dann zum Marathon in München richtig Gas zu geben.

Wer mich kennt weiß aber, dass ich mich nur selten umstimmen lasse. Und so gab es an meinen Plan auch nichts, wirklich gar nichts zu rütteln.

Berlin ist vollkommen nach Plan gelaufen. Wir hatten eine Punktlandung hingelegt…nun hoffte ich, dass das auch in München so werden wird. Ich hatte mit 3:50 Stunden geliebäugelt. Da mir auf Fehmarn die 3:57 Stunden aber wirklich nicht leicht fielen, war ich mir nicht sicher, ob ich das schaffen kann. Also war das Ziel einfach nur Bestzeit laufen!

Am Samstag machte ich mich zunächst auf den Weg zur Marathon-Messe, um meine Startunterlagen zu holen. Im Vergleich zu Berlin, war diese sehr übersichtlich und so hielt ich, auch ohne langes Warten, schnell die Startnummer in der Hand. Auch wenn die Messe klein war, fand ich trotzdem das ein oder andere Teil, an dem ich nicht vorbei gehen konnte.

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Leider konnte ich mir die Zeit auf der Marathon-Messe nicht zu sehr vertreiben, denn 14.30 Uhr musste ich mich am Treffpunkt für das House-Running melden. Knapp 50 Meter hoch ist das Rilano Hotel in München, an dem ich schon kurze Zeit später herunterlief. Das war eine tolle Erfahrung, die man ruhig einfach mal mitnehmen kann.

Am nächsten Tag war es dann auch endlich so weit. Ich freute mich auf den Lauf. Natürlich war ich leicht nervös. Wobei, was heißt leicht. Ich denke ich war schon recht angespannt. Der Tag startete nicht wirklich gut. Ich hatte es verschlafen, es regnete, es war kalt… Ich war mir nicht sicher, ob sich der Tag noch drehen kann. Auf der anderen Seite stand aber eine gute Vorbereitung. Ich hatte viele Trainingseinheiten im Grundlagenausdauerbereich durchgezogen. Hinter mir lagen beschissen harte Intervalleinheiten und Berganläufe, ich hatte zum ersten Mal die Marathondistanz bereits im Training (Berlin) durchgezogen, die Woche vor dem Marathon stand ganz im Zeichen der Regeneration…

Gemeinsam mit Andy, Basti, Kevin und Marcel von der Stiftung Wadentest, traf ich auf den Rest der Bande. Im Olympia-Stadion suchten wir uns einen Platz zum Umziehen, zogen noch fix ein kleines Fotoshooting durch und merkten dann schnell, dass wir uns jetzt doch recht zügig zum Start begeben sollten.

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Die Startblocks waren nicht wirklich beschriftet. Wir sprangen dann also irgendwo einfach über den Zaun und quetschten uns zwischen die anderen Läufer. Hier entdeckte ich auch das ein oder andere bekannte Gesicht. Es waren doch einige Laufjunkies auf der Strecke…und nicht nur die, ich erkannte auch ein paar Facebook-Freunde wieder. Diese fragenden Blicke, wenn man sich anschaut und beide überlegen, wie sie das Gegenüber nun am schnellsten zuordnen können.

Alles ging jetzt recht schnell. Den ersten Startschuss haben wir gar nicht mitbekommen, weshalb wir sehr erstaunt waren, dass beim zweiten Schuss nun schon wir an der Reihe waren. Es war ein sehr langsamer Start. Wir kamen kaum vorwärts, da die Strecke sehr eng war. Andy, Basti und ich brauchten für den ersten Kilometer knapp sieben Minuten. Zeit, die wir wieder herauslaufen müssen. So ein Mist. Die Strecke führte am Olympiastadion vorbei, durch den Olympiapark. Kurze Zeit später befanden wir uns in der Stadt. Nach ca. vier Kilometern erreichten wir einen Wendepunkt. Dort sahen wir auch Pascal von der Stiftung Wadentest. Er wollte auch unter vier Stunden laufen. Andy, Basti und ich liefen aktuell auch noch ein gutes Tempo. Den Rückstand hatten wir fast wieder rein gelaufen. Der Puls, zumindest meiner, war mit 163 eigentlich zu hoch. Immerhin waren wir ja quasi noch am Anfang. Auch Basti ermahnt uns hin und wieder, dass wir zu schnell seien. Doch Andy und ich wollten den Fuß noch nicht wirklich vom Gas nehmen. Bis jetzt liefen wir noch unter 5:00 Minuten pro Kilometer. Nach drei weiteren Kilometern waren wir dann schon im Englischen Garten. Der Abstand zu Basti wurde langsam größer. Kurz vor dem 10. Kilometer, immer noch im Englischen Garten, hatten wir ihn dann leider verloren. Andy und ich hielten das Tempo immer noch.

Ich muss zugeben, ich laufe sehr gerne in der Natur, aber die Parks in den Städten sind nicht wirklich meins. Zu einem Stadtlauf möchte ich die Stadt sehen, an vielen Zuschauern, die an der Strecke stehen,vorbeilaufen, angefeuert werden usw. Ich habe aber keine Lust, die Ruhe in den Parks zu genießen J Laufe ich einen Trail- oder Crosslauf, dann, ja genau dann, ist es komplett anders. Dann würden mich Zuschauer nerven und Musik an der Strecke stören. Und weil mich die Ruhe im Englischen Garten so ziemlich nervte, erschien mir der Weg durch diesen enorm lang.

Aber gut, irgendwann ließen wir diesen Teil der Strecke hinter uns. Wir liefen weiter durch einen immer noch recht ruhigen Teil der Stadt und kamen schließlich durch ein Gewerbegebiet. Nun gut, auch das war Geschmackssache. Meinen Geschmack traf es nicht wirklich. Das Gute war aber – uns lenkte nichts rechts und links ab. Wir konnten uns voll auf uns konzentrieren. Und was richtig genial war, wir waren immer noch extrem gut in der Zeit. Auf unseren Uhren hatten wir immer noch eine erwartete Ziel-Zeit von unter 3:45 Stunden stehen. Die Erfahrungen der letzten Langstrecken lehrten uns jedoch, dass wir immer weiter liefen, als die offizielle Distanz. Da wir nie Konsequent auf der Linie der Vermessung liefen, kamen bei dieser langen Distanz schon 500 bis 800 Meter zusammen, die wir mehr liefen. Also rechnete ich die ganze Zeit nochmal zwei bis drei Minuten dazu.

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Nachdem wir das Gewerbegebiet hinter uns gelassen haben, waren wir endlich in der Innenstadt. Endlich wurden wir von Zuschauern angefeuert, liefen an Musikern vorbei und sahen auch schließlich wieder Fotografen, vor deren Kameras wir um die Wette posen konnten.

Hinter uns lagen nun bereits mehr als 28 Kilometer. Die Zeit war immer noch ein Traum und vom Mann mit dem Hammer war weit und breit noch keine Spur. Genial!

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Wenn wir das Tempo weiter halten können, dann müsste eine Zeit von 3:45 Stunden möglich sein. Wie dumm wärst du, wenn du jetzt langsamer wirst, dachte ich mir und damit war der Hebel umgelegt. Die Beine liefen weiter. Fast wie von allein.

Nach etwa 37 Kilometern merkte ich, dass Andy langsamer wurde. Mist! Der Hammer hatte ihn getroffen. „Lauf einfach weiter!“ sagte er mir. Und das tat ich auch. Ich lief einfach weiter. Etwa auf Kilometer 39 kam ich an der letzten Getränkestation vorbei. Viele Läufer standen hier auf dem Mittelstreifen der Straße. Waden und Oberschenkel wurden massiert und Beine gedehnt. Leute, nicht aufgeben, wir haben es doch gleich geschafft, rief ich ihnen zu. Plötzlich spürte auch ich einen Schmerz unter meinem linken Fuß. Ne, das kann doch jetzt nicht wirklich wahr sein… Doch ich ließ ihn nicht stärker werden. Ich verdrängte ihn einfach.

Kurze Zeit später war ich auch schon im Olympiapark. Ich befand mich wieder auf der gleichen Strecke, wie zu Beginn des Laufes. An der linken Seite schlenderten zwei Erdbeeren…oder etwas Ähnliches. Wie kann man nur einen Marathon in so einem Kastenkostüm laufen, und dann auch noch vor mir sein, wo ich doch heute echt nicht langsam unterwegs war. Ich war leicht schockiert und fragte mich kurz, ob meine Zeit auf der Uhr stimmt. Wenige Minuten später kam ich an der Stelle vorbei, an der ein gut gelaunter Moderator die Läufer anfeuerte. Als wir am Anfang an diesem vorbeiliefen und er uns seltsame Tipps gab, war ich leicht verwundert und mir sicher, dass er bestimmt noch keinen Marathon gelaufen ist. Als ich nun das zweite Mal an ihm vorbei lief, und er uns sagte, dass das Ziel quasi greifbar nah ist und wir gleich bergablaufen und dann schon ins Stadion einlaufen können, hätte ich ihn umarmen können. Bergab? Wirklich? Ich dachte die ganze Zeit, wir müssen am Ende den kleinen Anstieg hinauf, den wir zu Beginn hinuntergelaufen sind.

Also bergab…das war doch die perfekte Gelegenheit für einen Sprint. Meine Uhr teilte mir längst mit, dass ich das Ziel von 42,195 Kilometern bereits erreicht hatte. Und das nach unter 3:43 Stunden. Wenn ich jetzt also dran bleibe, könnte ich die 3:45 Stunden halten. Für mich hieß das nun – sprinten! Und das tat ich auch. Ich hörte die Musik aus dem Olympiastadion. Nun lag der Eingang vor mir. Wir mussten durch einen kleinen „Partytunnel“, in dem ich mich um die Läufer schlängeln musste, die so kurz vor Schluss nochmal eine kleine Tanzeinlage im Tunnel hinlegen mussten. Und dann war es soweit, ich war im Olympiastadion. Nur noch knapp 400 Meter… Auf der Bahn ist man immer schneller unterwegs, als auf Asphalt oder im Gelände. Die Bedingungen, den Schlusssprint auch wirklich bis zum Schluss durchhalten zu können, waren also optimal. Und dann, dann hatte ich es geschafft. Ich war im Ziel!!!

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Ich hatte vergessen die Uhr gleich zu stoppen. Als ich das dann etwas später tat, hatte ich eine Zeit von 3:46 Stunden. Hm…vielleicht hatte ich Glück und eine 3:45 Stunden auf der Uhr stehen.

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Mika-Timing ist echt genial, denn keine 10 Minuten später wusste ich meine offizielle Ziel-Zeit. Benny hatte noch zu mir gesagt…sprinte am Ende, denn jede 100stel Sekunde zählt. Und wenn du 3:45:59 Stunden läufst, schaut keiner auf die 59 Sekunden…aber alle auf die 45 Minuten 🙂

Umso genialer war die Ziel-Zeit, die nun wirklich bei exakt 3:45:59 Stunden lag.

Nachdem ich mir im Zielbereich mein verdientest alkoholfreies Bier geholt hatte und mich in Folie hüllte, stand auch schon Andy hinter mir. Nach 3:51 Stunden hatte auch er das Ziel erreicht und lag damit auch deutlich unter vier Stunden. Genial!

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FAZIT – es ist möglich zwei Marathons in kurzer Zeit zu laufen. Wichtig ist eben nur, dass man den, den man mit einer guten Zeit laufen möchte, zum Schluss läuft… Denn nach München brauchte ich wirklich Zeit zur Regeneration. Und den Frankfurt-Marathon, für den ich mehrere Anfragen hatte, hätte ich heute mit Sicherheit nicht laufen können.

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